Zwischen Bewunderung und Angst – eine Kindheit unter Frau Peters

In ihrem Bericht beschreibt Frau Peters meine schulischen Leistungen und mein Verhalten im Klassenzimmer oft in strahlenden Farben. Sie lobt meine Vielseitigkeit, mein zielstrebiges Lernen und die Freundlichkeit, die mich bei meinen Mitschülern beliebt macht. Doch hinter diesen Zeilen verbirgt sich eine andere Realität, die ich in unserer direkten Interaktion erlebt habe – eine Realität, die von Strenge und einem fast unerträglichen Druck geprägt war.
Frau Peters war eine extrem strenge Lehrerin. Die Einzelunterrichte (Artikulation) mit ihr waren für mich die reinste Tortur. Als gehörloses Kind hatte ich Probleme mit der Aussprache, die sie gnadenlos zu korrigieren versuchte. Immer wieder griff sie handgreiflich ein, schüttelte mich, um mich zur „richtigen“ Aussprache zu zwingen. Anstatt Unterstützung zu spüren, fühlte ich mich ständig unter Druck gesetzt.
Ich erinnere mich an Übungen, bei denen ich Frau Peters’ Mundbewegungen im Spiegel nachahmen sollte. Jeder noch so kleine Fehler führte zu weiterem physischen Rütteln. Diese Erfahrungen lösten Angst aus und machten es unmöglich, sich auf das Sprechenlernen zu konzentrieren.
Der Begriff „praktische Tätigkeiten“ in ihrem Bericht erscheint mir heute noch irreführend. Meine wahre Erziehung – die Erziehung zum Mut und zur Selbstständigkeit – erhielt ich nicht durch ihre Hand. Sie erkannte meine Identität und meinen Lebensstil nicht an, und ihr Unterrichtsstil passte nicht zu meinem Bedürfnis nach einer sanften und verstehenden Förderung.


In der Reflexion dieser Zeiten erkenne ich, wie wichtig es ist, dass Erziehende die individuellen Bedürfnisse jedes Kindes verstehen und unterstützen. Meine Geschichte ist ein Aufruf, mehr Empathie und Verständnis in der Erziehung zu fördern, damit jedes Kind in einer Umgebung aufwachsen kann, die seine individuellen Fähigkeiten liebevoll unterstützt und fördert.





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